Europastaatssekretär Uwe Becker besucht auf seiner Sommerreise auch die Boida Kunststofftechnik GmbH in Lang-Göns. Bild: Rieger ©

Langgöns (imr). Als eine der letzten Stationen auf seiner diesjährigen Sommerreise, die ihn zu insgesamt 27 hessischen Unternehmen führte, besuchte Europastaatssekretär Uwe Becker die Boida Kunststofftechnik GmbH in Lang-Göns.

Geschäftsführerin Barbara Arnheiter, die das Unternehmen in zweiter Generation leitet, begrüßte den Gast aus Wiesbaden und stellte ihm den Betrieb vor. Seit 2019 firmiert er in neuen, deutlich größeren Räumlichkeiten im Gewerbegebiet »Perchstetten« am Rande des Kernortes.

»Wir bringen ihre Ideen in Form«, so lautet ein Leitsatz der Boida-Gruppe, die auf die Herstellung von äußerst hochwertigen Produkten spezialisiert ist und über ein ausgeprägtes Know-How in der Herstellung von Metall-Kunststoffverbunden verfügt. »Wir sind keine Direkt-Zulieferer, aber Zulieferer«, informierte Arnheiter. Zur Produktpalette zählen beispielsweise Steckverbindungssysteme für die Automobilindustrie (zur Signal- und Datenübertragung) sowie Gehäuse und Abdeckblenden für die Automobil- und Elektroindustrie als auch Komponenten für die optoelektronische Industrie.

Die Firma Boida war seinerzeit auch das erste Lang-Gönser Unternehmen, das eine Photovoltaikanlage auf dem Firmendach installieren ließ. »Der Name Boida steht seit 1982 für hochwertige Kunststofflösungen, nachhaltige Innovationen und vor allem: zufriedene Kunden. Darauf sind wir stolz«, betonte Barbara Arnheiter.

Erst kürzlich habe das Unternehmen zwei junge Leute bei der Entwicklung für die Halterung eines Apple-Air-Tags am Fahrrad unterstützt. »Das hat uns großen Spaß gemacht«, sagte die Chefin. »Ein tolles Beispiel, wie innovativ das Unternehmen ist«, lobte Uwe Becker. In seiner Funktion als Europastaatssekretär versteht er sich als Bindeglied zwischen Brüssel und den hessischen Unternehmen. Er weiß, dass die Europa-Fördermittel und -Richtlinien für die heimischen Unternehmen eine große Rolle spielen. »Was hat man von Europa?«, dieser Frage begegne er immer wieder. Von Barbara Arnheiter, die den Firmenneubau auch mit EU-Fördermitteln finanziert hat, wollte er wissen, welche Erfahrungen sie in dem Zusammenhang gemacht habe.

Gute Investition

»Die Kreditbeantragung zur Förderung unseres Neubaus war schon ein sehr hoher Aufwand, aber eine gute Investition«, bilanzierte sie. Zehn Prozent des Investitionsvolumen von 3,5 Millionen Euro wurden schließlich mit EU-Mitteln gefördert. Die Bank habe sie seinerzeit auf diese Fördermöglichkeiten hingewiesen.

In dem 2500 Quadratmeter großen Neubau mit Produktionshalle, Büros und Sozialräumen, der auf einem 5300 Quadratmeter großen Grundstück errichtet wurde und sich gegenüber des DHL-Paketzentrums befindet, befinden sich in der großen Halle 16 Spritzgussmaschinen, Platz für einige weitere solcher Maschinen sei vorhanden.

Der Gast aus Wiesbaden interessierte sich auch für die Firmengeschichte: 1982 gründete Manfred Boida, der heute 90 Jahre alt ist, gemeinsam mit Ehefrau Gretel das Unternehmen in der Kerngemeinde in der Straße Am Wingert. Angefangen hatte damals alles mit einer kleinen Fräsmaschine in der Waschküche im Haus in der Obergasse. Wurden zunächst Einzelteile aus Metall bearbeitet, erfolgte später ein kompletter Bau von Formen zur Herstellung von Kunststoffteilen.

Sehr familiär

Die Geschäfte liefen gut, sodass später Garage, Schweinestall und Scheune für die Produktion umgebaut und genutzt wurden. Schnell war die aufstrebende Firma an ihre Grenzen gelangt und so kauften die Eheleute 1985 den Werkzeugbau der damaligen Firma Freyaplast.

Vor 30 Jahren wurde eine Niederlassung in St. Ulrich am Pillersee gegründet. In Lang-Göns und in Tirol sind jeweils über 30 Mitarbeiter beschäftigt. »Unser Unternehmen ist sehr familiär, wir haben viele langjährige Mitarbeiter«, betonte die Geschäftsführerin. Ein guter Kontakt zu ihnen sei ihr »sehr wichtig, denn was bin ich ohne meine Mitarbeiter«. Problematisch sei es derzeit jedoch, neue Mitarbeiter zu finden, »es gibt kein Interesse an Handwerksberufen, die Nachfrage ist nicht da, das macht mir Sorgen«, bekannte sie. Arbeit hat das Unternehmen genug: »Wir können uns wirklich nicht beschweren, es läuft gut«, sagte Barbara Arnheiter. Dabei wären eine Ausbildung und das Arbeiten bei Boida sicherlich als besonders attraktiv einzustufen: erst 2021 war das Unternehmen Finalist im Wettbewerb »Excellence in Production«, der seit 20 Jahren die besten deutschen Werkzeug- und Formenbaubetriebe präsentiert.

Nach einem Rundgang durch die Produktionshalle bilanzierte Uwe Becker: »Es ist immer wieder bemerkenswert, welche tollen und innovativen Unternehmen wir hier in Hessen haben.«

Quelle: https://www.giessener-anzeiger.de/lokales/langgoens-ort1521675/attraktives-arbeiten-92495250.html